Schwarzer Freitag

Schwarze Freitage sind ja bekanntlich Freitage, die man mit Vorsicht genießen sollte, vor allem dann, wenn sie auch noch auf den 13. des Monats fallen. Dieser „schwarze Freitag“ fiel knapp am 13. vorbei auf den 10.August. Schon zwei Tage vor dem besagten Freitag war es mal wieder so weit. Freude kam in mir auf, weil Frauchen wieder durch das Haus rannte und alles in den Ausflugskorb packte, was herumstand. Und das war Einiges! Ich machte schnell einen mittleren Aufruhr, damit auch die verschlafenen Jungs merkten, dass sich was tat. Aber die legten sich wieder entspannt zurück und meinten: „Vor morgen wird das sowieso nichts mehr!“ Und richtig! Am nächsten Morgen wurde alles schon sehr früh ins Auto getragen und los gings.
Aber zu unserem großen Entsetzen ohne uns. Frauchen und Herrchen sagten „Tschüss!“ und verschwanden. Stunden vergingen! Anja und Stefan kamen! Wieder vergingen Stunden! Keiner kam! Stunden vergingen! Anja und Stefan kamen! Wir kriegten unser Futter, es wurde dunkel, keiner kam, Anja und Stefan kamen, es wurde hell, es wurde dunkel!
Ich hatte schon aufgehört zu zählen -und eigentlich kann ich auch gar nicht gut zählen-, als ich ein vertrautes Brummen hörte. Die schwarze Blechdose kam zurück. Ich freute mich riesig und machte einen etwas größeren Aufruhr. Anja und Stefan sind nett – aber es ist schöner, wenn alle da sind. Wenn ich gewusst hätte, dass sich von diesem Moment an, mein Leben im Sumpfloch schlagartig verändern würde, wäre mein Aufruhr sicherlich etwas moderater ausgefallen. Jedenfalls waren alle im Haus hellwach, draußen ging das Licht an, aber keiner kam rein. Bestimmt wollten sie uns ein bisschen auf die Folter spannen. Das machen sie gern mal, aber ich habe sie längst durchschaut.

Dann hörte ich endlich die bekannten Schritte auf der Treppe, mein Herz hüpfte und ich auch. Was mir Frauchen dann aber vor die Nase auf den Boden setzte, hat mich doch etwas irritiert.
„Hier hast du eine neue Freundin. Pass gut auf sie auf!“, sagte sie lächelnd und bestaunte das Etwas auf dem Boden stolz.
Eine neue Freundin hatte ich mir schon gewünscht, weil die Jungs immer etwas verpennt sind. Aber so ein schwarzes Wollknäul musste es doch nun wirklich nicht sein. Ich dachte die ganze Zeit, dass es in diesem Hause nur Leonbeger gäbe.

Vorsichtig habe ich das Etwas angestubst, da hat es gleich gekläfft. Seit wann kläffen Leonberger und wieso macht das Etwas hier gleich einen Aufruhr? Was bildet sich diese kleine Wurst nur ein?

Am nächsten Tag wollte sie natürlich gleich den Hundespielplatz erobern. Sie kletterte auf alles hinauf.
Aber dann ging sie keinen Schritt weiter.
Mein Vorbild war gefragt.

Überall steckt sie ihre Nase hinein.
In Powers Milchleiste,

in Frauchens Hortensie, die eigentlich niemand hier im Haus schräg angucken darf,

immer verfolgt sie mich,

stillsitzen kann sie auch nicht,

niemals lässt sie mich in Ruhe schnüffeln,

überall ist sie dabei.

Seit sie bei uns wohnt, steht ein Gummibesen in der Küche, alle Handtücher und Feudel sind immer nass, die Geschirrhandtücher haben Löcher, die Topflappen keine Aufhänger mehr.
Irgendwo ist immer eine Wasserpfütze, der Trinknapf ist meistens leer.

Kein Stöckchen gehört mir noch allein.

In jedem Gebüsch hilft sie Pilze suchen.

Sie nimmt, was sie kriegen kann

und beißt in meine Rute,

kläfft dauernd, wenn sie etwas will.

Wenn sie nicht gerade schläft-was selten genug ist- macht sie Aufruhr. Aber ich spiele gern mit ihr.

Ich mag sie gern und passe gut auf sie auf.

 

Sie wird bestimmt auch mal ein guter Begleithund.
Denn schon heute begleitet sie jede Gabel vom Tisch bis in die Spülmaschine.

Mit ihr ist unser Sofa nun fast zu klein.

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